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Der Biss selbst und die anschließenden klinischen Symptome werden in der Literatur sehr unterschiedlich beschrieben, da offenbar häufig Vergiftungen ohne ausreichende Sicherheit dem Ammen-Dornfinger zugeschrieben wurden.[33][34] Gesicherte Ammen-Dornfingerbisse werden gelegentlich kaum wahrgenommen, meist aber als ähnlich schmerzhaft wie ein Wespen- oder Bienenstich empfunden. Fast immer stellt sich an der Bissstelle nach einigen Minuten ein brennender Schmerz ein. Diese Schmerzen dehnen sich dann innerhalb von Minuten oder einigen Stunden auf die gesamte gebissene Gliedmaße aus. Bei Bissen in die Finger treten fast immer Schmerzen und Druckempfindlichkeit in den Lymphknoten der Achselhöhlen auf. Selten sind schwerere Verläufe mit Schüttelfrost, Schwindel, Erbrechen, leichtem Fieber oder Kreislaufversagen. Nach 24 bis 30 Stunden sind die Symptome meist vollständig abgeklungen. Berichte über dauerhaftere Schädigungen oder gar Todesfälle gibt es nicht. Bisse bei Kindern und empfindlicheren Erwachsenen sollten ärztlich beobachtet, aber nur symptomatisch behandelt werden. Die in der Literatur häufig zu findende Feststellung, dass Bisse des Ammen-Dornfingers auch kleinflächige Nekrosen verursachen, ist so pauschal offenbar falsch. Eine kritische Auswertung aller publizierten Cheiracanthium-Vergiftungen ergab nur in einem Fall eine sicher durch einen Ammen-Dornfinger verursachte, bohnengroße Nekrose an der Bissstelle. Weder in Europa, noch in Amerika oder Australien konnten darüber hinaus weitere Nekrosen durch Ammen-Dornfingerbisse oder Bisse andere Arten der Gattung Cheiracanthium nachgewiesen werden.[35] Gesicherte Angaben zur Häufigkeit von Bissen gibt es nicht. Auch bei zahlreichen publizierten Mitteilungen zu Vergiftungen ist häufig unklar, ob die Patienten tatsächlich durch „Dornfinger“ gebissen wurden, da das verantwortliche Tier meist nicht zur Bestimmung vorlag oder zum Teil gar nicht gesehen wurde. Vetter et al. konnten für ganz Europa bis 2006 nur 12 gesicherte Fälle von Vergiftungen durch Cheiracanthium punctorium nachweisen.[36] Für einen unbeabsichtigten Kontakt mit der Art kommen im ländlichen Raum vor allem Ammen-Dornfinger-Männchen in Frage, die nachts auf der Suche nach Weibchen in Häuser geraten. Zwei der 12 oben genannten gesicherten Bisse betrafen schlafende Personen, ein weiterer Fall wurde 2006 aus der Umgebung von Karlsruhe bekannt.[37] Eine Bissmöglichkeit entsteht auch bei Mahdarbeiten von Hand, wenn die Tiere dabei in den Ruhegespinsten gestört werden. Die Weibchen können nach Bezug des Brutgespinstes im August nur durch die Zerstörung des Brutgespinstes zu Bissen provoziert werden, da sie sich nun fast ausschließlich darin aufhalten. Von den 12 oben genannten Personen war eine beim Öffnen des Brutgespinstes durch ein Weibchen gebissen worden, weitere Fälle dieser Art schildern Sacher[12] und Wolf.[20] Bedeutung des Namens [Bearbeiten]Die deutsche Bezeichnung „Dornfinger“ ist eine wörtliche Übersetzung der von Carl Ludwig Koch 1839 vergebenen Gattungsbezeichnung Cheiracanthium (griech.: ῆ χείρ hē cheir = „die Hand“; ῆ ἂχανθα hē akantha = „der Dorn“).[18][1]. Der Name bezieht sich nicht auf die Kieferklauen, sondern auf einen dornartigen Fortsatz an dem Cymbium genannten, umgestalteten Tarsus der männlichen Pedipalpen, also auf einen Teil der männlichen Geschlechtsorgane.[18] Das von Villers 1789 - damals noch zu der linguistisch weiblichen Gattung Aranea - vergebene Epitheton punctoria (jetzt punctorium)[22] ist ein Derivat vom lateinischen Substantiv punctum (= „Stich, Punkt“),[18] der sich von dem Verb pungĕre herleitet[23] und lässt sich mit „fähig (oder „gewohnt“) zu stechen“ übersetzen.[24][25] Der deutsche Name „Ammen-Dornfinger“ nimmt außerdem Bezug auf die intensive Bewachung des Brutgespinstes durch das Weibchen, wie sie auch für anderen Arten der Gattung Cheiracanthium bekannt ist.[18] Im Vergleich zu den meisten anderen mitteleuropäischen Spinnen ist die Fortpflanzungsbiologie des Ammen-Dornfingers relativ gut untersucht.[20][12] Geschlechtsreife Männchen spinnen direkt an die Ruhegespinste subadulter Weibchen das eigene Ruhegespinst, in Mitteleuropa geschieht dies meist im Juli. Nach der letzten Häutung des Weibchens durchbricht das Männchen die Zwischenwand und kopuliert mit dem Weibchen. Dabei wenden sich die Partner wie bei allen Arten der Gattung um 180° gegeneinander gedreht die Bauchseite zu, die Bauchseite des Männchens befindet sich also vor dem Vorderkörper des Weibchens. Das Männchen führt dann abwechselnd seine Pedipalpen in die Geschlechtsöffnung (Epigyne) des Weibchens ein. Eine derartige Paarungsstellung findet sich außerhalb der Gattung Cheiracanthium nur bei wenigen anderen Spinnen wie zum Beispiel Argyroneta.[21] Kurz nach der Kopulation sterben die Männchen. Das Weibchen betreibt eine intensive Brutpflege. Kurz vor der meist im August erfolgenden Eiablage baut das Weibchen das sogenannte Brutgespinst. Dieses auffällige Gespinst ist tauben- bis hühnereigroß, meist völlig geschlossen und sehr stabil. Es wird meist nach oben exponiert zwischen Grashalmen oder Stängeln krautiger Pflanzen angelegt. Hierzu werden entweder mehrere Blätter oder bis zu 30 Grashalme dicht miteinander verwoben. Häufig wird das sehr dicht gewebte innere Gespinst noch mit einer weiteren Hülle aus locker gewobenen Fäden versehen. Der Eikokon wird an der Innenseite des Brutgespinstes befestigt. Zehn Kokons am Oberrhein enthielten zwischen 173 und 292 Eier[20], sechs Kokons in Sachsen-Anhalt enthielten minimal etwa 80, maximal 164 Eier.[12] Die Jungspinnen schlüpfen drei bis fünf Wochen nach der Eiablage, also etwa im September bis Anfang Oktober. Sie verbleiben noch mindestens drei Wochen bis nach der ersten Häutung im Gespinst. Das Weibchen hält sich von der Eiablage bis zur Abwanderung der Jungspinnen fast ununterbrochen im Brutgespinst auf und bewacht dieses. Bei Störungen schnellt es mit weit geöffneten Cheliceren vor und versucht zu beißen. Meist im Oktober, vereinzelt auch erst im November reißen die Weibchen das Gespinst mit ihren Cheliceren auf, um die Jungspinnen frei zu lassen. Das bis dahin stark eingeschrumpelte Opisthosma der Weibchen deutet darauf hin, das sie nach der Eiablage nicht mehr jagen. Die Weibchen bleiben im Gespinst und sterben dort im Spätherbst, Brutgespinste mit toten Weibchen können noch im Dezember und Januar vorhanden sein. Die Jungspinnen überwintern in Bodennähe in kleinen Gespinsten an welken Blättern. ![]() Das Verbreitungsgebiet der Art umfasst die warm gemäßigten bis subtropischen Zonen vom östlichen Mitteleuropa und dem Mittelmeerraum ostwärts bis Zentralasien.[1] Genauere Angaben zur Verbreitung liegen aus dem größten Teil dieses Areals nicht vor. Die nordwestliche Verbreitungsgrenze flächiger Vorkommen in Europa verlief Ende der 1990er Jahre durch Deutschland etwa auf einer Linie Rathenow – Frankfurt am Main; die Art fehlt bereits in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sowie weiter westlich und nördlich in den Niederlanden, Großbritannien, Norwegen und Finnland.[4] Möglicherweise kommt sie nördlich der oben beschriebenen Verbreitungsgrenze aber noch im Ostseeraum vor. Die einzigen schwedischen Nachweise stammen aus den 1940er Jahren und von 2004 von der Ostseeinsel Öland[5][6]; südlich daran schließen sich Einzelfunde aus Dänemark, Schleswig-Holstein und nach Osten ein Fund von Usedom in Mecklenburg-Vorpommern an.[7] Auch südöstlich der oben genannten Verbreitungsgrenze ist die Art in Deutschland nur lückenhaft verbreitet. Großflächig besiedelt sind heute zwei weit voneinander getrennte Areale im Südwesten und im Nordosten, ansonsten fehlt die Art hier oder ist nur mit Einzelfunden nachgewiesen. Solche Einzelfunde liegen aus Bayern, Thüringen und Sachsen vor.[7] aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Im Schnitt benötigt eine Wespenspinne 40 Minuten für den Netzbau. Die Höhe der Netznabe liegt üblicherweise zwischen 20 und 70 cm über dem Boden. Die Höhe ist angepasst an den Lebensraum der Beutetiere. Charakteristisch für das Netz der Wespenspinne ist ein häufig sehr kräftiges, zickzackförmiges Gespinstband in vertikaler Ausrichtung ober- und unterhalb der Nabe, das sogenannte Stabiliment. Inzwischen sind weitere Formen von Stabilimenten bekannt. Es gibt zum Beispiel kreisförmige Anordnungen der Zickzacklinien um die Netzmitte herum (besonders bei Jungspinnen), nur ein Gespinstband nach unten weisend oder gar ein fehlendes Stabiliment. Diese abnormalen oder fehlenden Stabilimente deuten darauf hin, dass die ursprünglich zugeschriebene stabilisierende Wirkung für das Netz nicht primär gilt. Auch die Vermutung, dass es sich ausschließlich um eine Art Tarnung des Netzes handelt, gilt als nicht gesichert. Beobachtungen zeigen, dass der Aufbau des Stabiliments entweder durch chemische Kontaminierung des Lebensraumes beeinflusst wird, oder durch das Alter und Geschlecht der Wespenspinnen. Männliche Spinnen weben überwiegend, bis zum Erreichen ihrer Geschlechtsreife, die häufige senkrechte Zickzacklinie über und unter der Netznabe, aber auch zirkulär verlaufende Gespinstbänder um die Mittelnabe. Ab September, Oktober scheinen die männlichen Wespenspinnen meist nur noch einarmige, nach unten gerichtete Zickzacklinien zu weben. Weibliche Wespenspinnen legen auch überwiegend die bekannte vertikale Zickzackline an, aber auch das ganze Jahr über kreisförmige Stabilimente. Sogar Kombinationen aus einem zirkulären Stabiliment und vertikalen zickzackförmigen Gespinstbändern wurden beobachtet. Ernährung [Bearbeiten]![]()
Weibliche Wespenspinne mit frisch gefangener Sumpfschrecke
Bedingt durch ihren Lebensraum besteht die Beute vor allem aus Heuschrecken und Hymenopteren wie Bienen und Wespen. Es werden jedoch auch fast alle anderen Insekten geeigneter Größe erbeutet wie Fliegen, Schmetterlinge, Libellen oder Heupferde. Wespenspinnen mit hohem Nahrungsangebot entwickeln sich schneller, fertigen mehr Kokons an und verschwinden deutlich früher. Artgenossen, die wenig fressen, gehen erst sehr spät in Winterruhe. Sobald sich Beute in dem Netz der Wespenspinne verfangen hat, wickelt sie ihr Opfer ein und tötet es mit Gift. Die Weichteile der Beute werden durch injiziertes Gift verflüssigt und dann ausgesaugt (extraintestinale Verdauung). Fortpflanzung [Bearbeiten]Die Paarung vollzieht sich Ende Juli bis Anfang August. Die Männchen rütteln am Netz des Weibchens und erregen es dadurch. Nachdem sich das Weibchen erhoben hat, kriecht das Männchen darunter und befruchtet es. Wespenspinnenweibchen sind wie alle Weibchen innerhalb der Gattung Argiope extrem kannibalistisch und versuchen unmittelbar nach Beginn der Paarung das Männchen zu erbeuten; dieses versucht dann zu fliehen. Dabei bricht der zur Spermienübertragung dienende Bulbus oft ab und verstopft so die Geschlechtsöffnung des Weibchens. Damit erhöht sich zwar nicht die Überlebenschance des Männchens bei der Kopulation, jedoch erhöhen sich die Erfolgsaussichten seiner Vaterschaft gegenüber konkurrierenden, später kopulierenden Männchen.[3] Ab Ende August legen die Weibchen ihre Eier in kugelförmige, bräunliche Kokons. Die Jungspinnen, die schon bald schlüpfen, überwintern im gut getarnten Kokon. Sobald es für sie warm genug ist, verlassen sie ihren Kokon und entwickeln sich sehr schnell zu erwachsenen Spinnen. Giftigkeit [Bearbeiten]Das Gift der Wespenspinne ist für den Menschen nicht gefährlich. Die Giftklauen können die menschliche Haut nicht durchbrechen, da sie zu kurz sind. Lediglich an dünnen Hautstellen, wie zum Beispiel an den Ohrläppchen, kann es theoretisch zu einem Giftbiss kommen. Schwellungen, Rötungen und leichte Schmerzen können die Folge sein. Gefährdung [Bearbeiten]Die Art ist weit verbreitet und in geeigneten Habitaten häufig. Sie wird in Deutschland in der Roten Liste als „ungefährdet“ eingestuft. Quellen [Bearbeiten]Einzelnachweise [Bearbeiten]
Literatur [Bearbeiten]
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